Zu Karl Ballmers «Pastoren als Verleumder»

Diesem Text – der ersten anthroposophischen Feuertaufe Ballmers – war es beschieden, auch zum Wendepunkt seines Lebens zu werden. Er erschien am 14. August 1920 im «Tagblatt für das Birseck» und löste gleich heftige Reaktionen aus, bezeichnenderweise nicht nur von Seiten der betroffenen Pfarrherren, sondern auch der Anthroposophen. In Anbetracht der Tatsache, dass sich der Fall wohl als erstes Zeugnis der absoluten Inkompatibilität Ballmers mit der Anthroposophischen Gesellschaft betrachten lässt, hat es Sinn, ihn in Kürze wiederzugeben. Da Anfeindungen gegen die Anthroposophie und persönlich gegen Rudolf Steiner immer öfter vorkamen – seit 1920 zogen sie sich besonders im Raum um […]

Weltgeschehen unter der trüben, rissigen Glas(l)-Kugel

«Nur wenn wir die Differenzierung: Hie primär Geistiges – hie Politisches vollziehen, werden wir nicht nötig haben, unseren geistigen Impetus von vornherein zu – neutralisieren.» Karl Ballmer Rudolf Steiner im Jahr 1914: «Und wenn wir heute auf ein Land blicken, das unmittelbar an Deutschland angrenzt, und das nicht nur in äußerlicher Beziehung, sondern bis in das Innerste des menschheitlichen Verhaltens hinein es verstanden hat, neutral zu bleiben, wenn wir auf die Schweiz schauen, auf jene Schweiz, in welcher Fichte in Pestalozzi die Wurzeln zu seiner deutschen Nationalerziehung genommen hat, so dürfen wir sagen: Wir sehen an diesem Musterlande der Nationalitäten, […]

Was niemand sehen, keiner hören will

Etwas vom Jugend-Impuls «Die Welt muss aus dem Fundament neu begründet werden.» (1) Rudolf Steiner Wer heute von ‹Jugendbildung› spricht, müsste zuerst wissen und miterleben, was die Jugend im tiefsten Inne­ren bewegt. Denn dies will sie im Leben verwirklichen. Sie wird daran gehindert. Auch und gerade durch ‹Jugendbil­dung› aller Couleur. Daher kommt alles darauf an, dass eine Lehrerschaft entsteht, die in strenger Selbsterzie­hung lernt, sich selber aus dem harten Griff der Zeitver­hältnisse zu lösen. Wahre Selbsterziehung wird allein durch Anthroposophie möglich. Und damit erst die Ver­bindung der Erzieher zum Impuls der Jugend. Doch wollen wir überhaupt hören, wollen wir gar […]

Anthroposophische Diaspora

«… in des Geistes Weltgedanken erwachet die Seele.» Rudolf Steiner, Grundsteinmeditiation «Platons ‹Idee› intendiert die Feier ihrer Auferstehung in Goethe. Die ‹Idee› Goethes sucht ihren Weltrang als Objektiv‐Wirkliches, indem sie als eins mit der Geist‐Person  Goethes vorzustellen ist. Das Universalienproblem intendiert in Goethe die Lösung: der universelle Begriff oder die Idee sei insofern wirklich, als er Goethe selbst ist. Die Wirklichkeit der Urpflanze – das ist Goethe selbst. Das Wesen der Farbe, die entsteht aus der Begegnung der Dunkelkraft und der Lichtkraft Gottes – das ist Goethe selbst, als der Effekt aus Licht, Finsternis und Trübe in der Brust des […]

Mahnwort von Karl Ballmer

Mit der Entfesselung der «Atomenergie» wurden die ersten Schritte auf ein bisher unbetretenes Feld der Menschenzukunft getan. Kein Gott wird die Menschen künftig daran hindern können, eines Tages unsern werten Erdball in die Luft zu sprengen, falls sie es wollen. Diese Überlegung kann uns Ansporn sein, über das Verhältnis von menschlicher Freiheit und menschlicher Verantwortlichkeit neue Gedanken zu denken. Es ist in die Freiheit der kommenden Menschen gestellt, von den entfesselten Kräften des Weltalls jeden beliebigen Gebrauch zu machen. Niemand ist da, der ihnen diese Freiheit streitig machen könnte. Niemand als die Menschen selbst. Im Besitze solcher Freiheit werden die […]

Editorial AGORA 2022 05

Dieses Heft ist dem akuten Ausbruch völlig irrationaler Russophobie gewidmet, die ohne systematische, poli­tisch­-mediale Indoktrination der westlichen Bevölkerung nicht vorstellbar ist. Wir erleben und erleiden gegenwärtig, wie dieses verbrecherische, chaotische Treiben im Begriff ist, ganz Europa in Armut und Not zu stürzen, und wie sich das Gesicht der Welt in eine Richtung zu verändern beginnt, in der es kein Europa, kein Deutschland gibt, das zusammen mit Russland einen Fortschritt der Menschheitsentwick­lung, wie sie Rudolf Steiner einmalig vorlebte und vorzeich­nete, bewirken könnte. Oder zumindest eine solche Zu­kunft für Jahrhunderte in weite Ferne treibt. Russland ver­bündet sich gegenwärtig mit China, Asien, Indien […]

Was Anthroposophen glauben, wozu sie berufen sind … könnte die Ursache ihres Scheiterns sein.

Liebe Leserinnen und Leser, um radikal genug zu sein, muss bis zur Wurzel (lat.: radix) vorgedrungen werden. Von Revolutionären ist bekannt, dass sie so lange gut sind, wie sie sich in der Opposition befinden. Sobald sie an die Macht kommen, beginnen sie in irgend einer Form schlimm oder noch schlimmer zu werden. Das zeigt: ein Problem wurde zwar empfunden, aber nicht bis zu den Wurzeln mit Bewusstsein durchdrungen und geklärt. Man war tatsächlich noch zu wenig radikal – im Denken. Radikales Handeln ersetzt gern die Notwendigkeit radikalen Denkens, und ist, weil es zu kurz greift, zum früheren oder späteren Scheitern […]

Anthroposophen im Zeitgeschehen – einige Beiträge zum Umgang mit der Ukrainefrage

UKRAINE-KRIEG EINE KURZZUSAMMENFASSUNG Seit Wochen hören, lesen, sehen wir in den Leitmedien westliche Propaganda zu der am 24. Februar begonnenen militärischen Intervention Russlands in der Ukraine. Die Vorgeschichte dieses Krieges liegt mindestens 8 Jahre zurück. Sie wird selten überhaupt thematisiert, und wo doch, da wird sie entweder dementiert oder immerhin massiv verharmlost und als pure russische Propaganda dargestellt. Hier soll in groben Zügen der Hergang aus der offiziellen Sicht Russlands aufgezeigt werden (ein ausführlicher Beitrag zur Geschichte der Ukraine und den Wirkursachen dieses Krieges von Karen A. Swassjan, ( AGORA 2022 – 02). Seit 2014 führt die ukrainische Regierung im […]

VOM GESCHÄFT MIT DEM SOGENANNTEN HIRNTOD (zur eidg. Volksabstimmung vom 15. Mai 2022)

Der wahre Tod zeigt sich von selbst und lässt sich nicht von uns definieren. (Netzfund) Vom Geschäft mit dem sogenannten Hirntod zur eidg. Volksabstimmung vom 15. Mai 2022 [1] von Gaston Pfister «Postmortale Organspende» ist eine barbarische Wortzusammenstellung. Diese neu-normale Heilsbotschaft setzt sich aus zwei völlig unbedenklichen Begriffen zusammen. Im Grunde verwortet sie nichts als Kannibalismus und wäre vor 1968 als vorsätzliche Tötung (Art 111 StGB) streng bestraft worden. Heute gehören sie – dank «Hirntod» – und ausser ihr noch weitere bedenkliche «Errungenschaften» zur postmodernen «Legalität.» Nachdem mirakulöse Transplantationschirurgie seit 1968 Heilung mittels vorsätzlicher Tötung auf dem Operationstisch verwissenschaftlichte, erfanden […]

„Im Denken steht der Mensch im Elemente des Ursprungs der Welt …“

„Im Denken steht der Mensch im Elemente des Ursprungs der Welt …“ Dem Beobachter der Welt und des Zeitgeschehens der letzten Jahrzehnte sticht ein interessantes Missverhältnis ins Auge: Je mehr Unfug in der Welt geschieht, desto weniger wird in den Medien davon gesprochen. In den Medien ist die Diagnose Unfug tabu, dafür wird der Unfug sachlich – man denke nur an Kunst und Wissenschaft – unterstützt, verstärkt, vervielfältigt. Wo Sinn zu vermissen und also nicht anders denn als Unsinn zu bezeichnen wäre, wird stattdessen Schein-Sinn an allen Haaren herbeigezogen und zu Seifen- und schlimmeren Blasen aufgebläht. Das Wachstum des Unsinns […]